Warum das Thema Strategie für viele Manager nur schwierig handelbar ist und deshalb oft sträflich vernachlässigt wird.

 

Manager sehen die Entwicklung einer Strategie als dringendste Aufgabe, zeigen Umfragen immer wieder. Doch im Tagesgeschäft wird das Thema oft sträflich vernachlässigt. Woran liegt das?

Wir müssen zwischen dringend und wichtig unterscheiden. In meiner Wahrnehmung sehen viele Manager die Strategie zwar als wichtige, aber eben nicht als dringendste Aufgabe. Da die dringenden Aufgaben meist vor den wichtigen erledigt werden, geht das Tagesgeschäft üblicherweise vor. Hinzu kommt, dass sich so manche Manager in Missinterpretation der Begrifflichkeiten in Strategiegesprächen wähnen, aber tatsächlich nur über Maßnahmen diskutieren.

Der Strategiebegriff wird zudem regelrecht mystifiziert. Was kann eine Strategie jenseits des Mythos wirklich leisten?

Es ist auch für Top-Manager nicht immer einfach, das Thema Strategie sauber von den Themen Vision, Ziele, Taktik und Maßnahmen zu trennen. Der Begriff wird inflationär verwendet. Nicht zuletzt aus Unsicherheit bleibt das Thema Strategie für viele nebulös.

Dabei ist Strategie mit einem Beispiel aus der Kriegsführung leicht zu erklären, denn der Krieg bildet eine wichtige Grundlage für die Strategielehre. Die Strategie eines Kriegsgegners könnte – neben dem Kriegsgewinn – auch darin bestehen, der Auseinandersetzung zu entgehen bzw. diese durch Aufbau von Drohpotenzial zu vermeiden. Eine weitere Strategie könnte auch die baldige sowie möglichst unblutige Unterwerfung sein. Ein Freikaufen oder das Finden eines starken Beschützers sind ebenfalls denkbare Optionen. Diese Beispiele zeigen, dass es im Kriegsfall verschiedene Strategien geben kann und diese davon abhängen, wie stark und kampfbereit man selbst im Vergleich zum Gegner ist. Wertesysteme, Moral und Glaubensfragen spielen ebenfalls wichtige Rollen. Letztendlich hängt die zu verfolgende Strategie davon ab, welche Ziele realisiert werden sollen und können.

Aber zurück zum Management: General Electric verfolgte unter Jack Welch das Ziel einer maximalen Rentabilität mit der Strategie, in den jeweiligen Branchen entweder die Nummer Eins oder Zwei zu sein, oder die Branche zu verlassen. Alle taktischen Maßnahmen waren diesen Vorgaben untergeordnet und so wurde GE zu einem der bedeutendsten Unternehmen der Welt.

Unternehmensstrategien sind schwierig zu entwickeln, dann aber leicht zu erklären. In der Theorie folgt die Strategie dem Unternehmensziel und die Taktik der Strategie. Diese Logik birgt aber die Gefahr, dass Unternehmen so sehr mit den Themen Taktik und Operational Excellence – also mit dem Tagesgeschäft – befasst sind, dass Sie versäumen zu überprüfen, ob sie noch das richtige Ziel mit der richtigen Strategie verfolgen. Wenn sich eine Organisation erst einmal an Abläufe und Regeln gewöhnt und sich in diesen eingerichtet hat, fehlt zumeist die Bereitschaft, sich proaktiv auf sich verändernde Rahmenbedingungen einzustellen, denn dies geht schließlich einher mit der Entwicklung neuer Unternehmensziele nebst neuer Unternehmensstrategie, sowie neuen Geschäftsbereichs- und funktionalen Strategien inkl. Taktiken und Maßnahmen etc. – viel Arbeit also.

Welche Rolle spielt die Vision bei der Strategieentwicklung?

Die unternehmerische Vision ist der Dreh- und Angelpunkt, aus der sich erst klar determinierte Ziele entwickeln lassen. Und erst wenn die Ziele definiert sind, lässt sich eine Strategie zur Zielerreichung erarbeiten.

Wie entwickelt man eine Strategie – zur Unternehmensentwicklung, zur Erfolgssicherung, in einem globalen Umfeld?

Zunächst sollte einmal ein Selbstbewusstsein entwickelt werden. Das meine ich wortwörtlich, denn es sind exemplarisch folgende Fragen zu beantworten:

  1. Wer sind wir?
  2. Wer könnten wir sein?
  3. Wer wollen wir sein?
  4. Wie kommen wir vom Ist zum Soll?

Eine maximale Unternehmensleistung basiert auf den Potenzialen, von denen die Störfaktoren zu subtrahieren sind. Führungsstarke Unternehmenslenker müssen zudem über jede Menge Vorstellungskraft und Willen verfügen, und das Mögliche auch mit größter Entschlossenheit möglich zu machen.

Wenn das Unternehmen sich seiner Stärken und Schwächen bewusst ist, geht es um die Frage, in welchen Märkten es sich auf welche Weise intelligent positionieren kann. Wer heute antizipiert, welche Probleme oder Wünsche die Menschen morgen gelöst oder erfüllt bekommen möchten und hieraus eine nachhaltig profitable und mit einer soliden Wettbewerbsvorteilsbasis ausgestattete Wertschöpfungskonfiguration entwickelt, hat das Fundament für ein erfolgreiches Geschäftsmodell. Strategie ist nämlich die fortwährende Schaffung echter Werte und komparativer Wettbewerbsvorteile (vgl. Video). Fortwährend bedeutet, dass eine Strategie nicht etwa einmalig für die Ewigkeit entwickelt wird, sondern aufgrund sich permanent verändernder Rahmenbedingungen regelmäßig möglichst proaktiv anzupassen oder auch neu zu entwickeln ist. Andernfalls erreicht man sehr schnell das Verfallsdatum des eigenen Geschäftsmodells.

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